‚Wettbewerb Neue Geschäftsstelle der Architektenkammer Berlin – Innenraumgestaltung‘. Die Architektenkammer Berlin verlässt ihre 1994 bezogene Geschäftsstelle in der Karl-Marx-Allee und bezieht die neuen Räume im IG-Metall-Gebäude an der Alten Jakobstrasse 149 in Kreuzberg. Das markante Baudenkmal von 1929/30 im Stil der Neuen Sachlichkeit stammt von Erich Mendelsohn.
„Der Entwurf zeichnet sich durch ein klares Bekenntnis zur Architektur Mendelsohns aus. Auf zurückhaltende Art werden im Gebäude angelegte Themen aufgegriffen und weitergeführt. Entwurfsbestimmendes Element ist die Aufweitung des mittleren Versammlungsraumes in Richtung Foyer. Dadurch entsteht eine plastische Abfolge von Vor- und Rücksprüngen, die den Entréebereich in eine Sequenz unterschiedlicher Raumzonen gliedert. Durch die mittige Anordnung raumhoher, im täglichen Betrieb weit geöffneter Durchgänge gelingt es, die Symmetrie des Gebäudes zu unterstreichen und beim Eintreten einen direkten visuellen Bezug zum Vorplatz herzustellen. Allerdings gerät durch das Herausziehen der Mitte der direkte Eingangsbereich etwas zu schmal, sodass er die seitlichen Bereiche von Garderobe und Empfang mehr trennt als verbindet.
Der Entwurfsgrundsatz einer am Bestand orientierten Materialität und Farbgebung wird gewürdigt. Die Verwendung von weiß emailliertem Glas in Verbindung mit radial angeordneten, in die Decke eingelassenen Leuchtstofflampen im Eingangsbereich setzt diesen Gedanken überzeugend um. Das Raumprogramm ist unter weitgehender Wahrung des Bestandes prinzipiell gut untergebracht. Einzig die Lage des Empfangstresens im künstlich belichteten rechten Rücksprung ist nicht gelöst. Notwendig wäre hier außer natürlicher Belichtung eine stärkere räumliche Angliederung an die überwiegend im Ostflügel angeordneten Büros.
Der Entwurf legt einen starken Fokus auf den Eingangsbereich, wodurch die Realisierung innerhalb des Budgets insgesamt möglich erscheint. Dies geht jedoch leider etwas auf Kosten der Bürobereiche, für die eine stärkere Durcharbeitung wünschenswert gewesen wäre. Diese sind funktional, jedoch recht schematisch behandelt. Insbesondere die Abfolge der Bürotypen sowie die Integration von Besprechungsbereichen ist noch entwicklungsfähig. Gewürdigt wird in diesem Zusammenhang die Beibehaltung des charakteristischen Flures entlang der Hofseite. Die Entwurfsverfasser schlagen die Verlegung der Brandwand im Eingangsbereich vor. Aufgrund der dadurch sehr zahlreichen erforderlichen Brandschutztüren erscheint diese Lösung aufwändiger als der in der Auslobung vorgesehene Einbau eines Brandschutzvorhangs.
Insgesamt bietet diese Arbeit eine konsequente und überzeugende Antwort auf die gestellte Entwurfsaufgabe.“
Aus: Protokoll der Preisgerichtssitzung (26.10.2010)